Geschichte und Verbreitung
Der Feigenbaum ist eine der ältesten Nahrungs– und Nutzpflanzen der Menschheit. Es gibt ihn schon seit 120 Millionen Jahren. Im Tertiär und Quartär war der Feigenbaum viel weiter verbreitet als heute.
Bereits im alten Testament steht geschrieben, dass es den Feigenbaum schon im Garten Eden gab und Adam & Eva als Schutz diente, nachdem sie sich ihrer Nacktheit bewußt geworden waren.
In der Antike war die Feige neben Brot, Käse, Zwiebeln und Wein eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel. Als Symbol der Fruchtbarkeit war der Feigenbaum dem Bachus oder Dionysus heilig. Die Römer schließlich brachten den Baum bis in ihre Kolonien nördlich der Alpen.
Getrocknete Feigen werden in der Back – und Süßwarenindustrie verwendet. Behandelt oder als Bio – oder Softfeigen gelangen sie in verschiedenen Verpackungsformen in den Handel. Feigen dienen als Zutaten in Salaten und Müslis aber auch als Vor – und Nachspeisen. Sie werden zu Feigenpaste verarbeitet, die als Abführmittel dient, werden aber auch in alkoholischen Getränken oder als Kaffee – Surrogat verwendet.
Anbau
Der Feigenbaum bevorzugt sonnige, heiße Standorte und ist sehr dürreresistent. Er kommt ohne Bewässerung aus und stellt an den Boden kaum Ansprüche. Er ist jedoch nicht sehr salztolerant. Wichtigste Produktionsländer sind die Türkei, Italien, Griechenland, Algerien, Portugal, Spanien sowie Iran und die USA.
Die meisten und besten Feigen kommen aus der Türkei. Die so genannte “Smyrna Feige” ist groß, weich und geschmacklich intensiv. Der türkische Feigenbaum ist extensiv, da weder Dünger noch Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Der Feigenbaum braucht auch keine Schutzbehandlung, da er gegenüber den meisten Pilzkrankheiten und Insekten natürlich resistent ist.
Der Feigenbaum ist einer der wenigen Obstbäume, die nicht gepfropft werden. Man vermehrt ihn mittels Stecklingen, die sich sehr leicht bewurzeln.
Befruchtung der Feige:
Sehr interessant ist die Befruchtung der Feige, da dies nur durch die einzigartige Symbiose des Feigenbaums mit der so genannten Gallwespe geschehen kann.
Es gibt männliche und weibliche Feigenbäume. Der männliche Feigenbaum produziert die ungenießbare Bocksfeige. Diese Bocksfeige enthält die Pollen, mit der die weiblichen Feigenbäume bestäubt werden und bietet den Gallwespen die diese Bestäubung übernehmen einen Platz um ihre Eier abzulegen.
Aus diesen Eiern schlüpfen die Insekten, die knapp 1mm groß sind. Das Männchen ist hellgelb und flügellos, das Weibchen ist schwarz mit braunem Kopf und trägt Flügel. Die Männchen befruchten die Weibchen, die losfliegen um ihre Eier in andere Feigen, meistens der weiblichen Feigenbäume, abzulegen.
Die mit Pollen beladene weibliche Feigenwespe dringt durch eine sehr enge Öffnung, durch die nur die Feigenwespe kommt, ins Innere der Frucht. Dabei bricht das Insekt meist seine Fühler ab und verletzt seine Flügel. Im Inneren versucht es seine Eier abzulegen, indem es mit seinem Stachel in die Eizelle der Blüte einsticht. Nun ist die Wand der Eizelle bei den weiblichen Blüten jedoch zu dick. Die Wespe kann ihre Eier nicht ablegen, meist bricht der Legestachel ab. Das Insekt krabbelt verletzt aus der Frucht und stirbt ohne Nachkommen. Bei dem Legeversuch hat es jedoch die mitgebrachten Pollen verstäubt und die bestäubten Feigen können sich entwickeln.
Das Schlüpfen der weiblichen Insekten ist jedoch über einen längeren Zeitraum verteilt und so ist eine kleine Zahl noch vorhanden, wenn keine weiblichen Feigen mehr rezeptiv (zur Befruchtung) verfügbar sind.
Gerade dann werden jedoch die Feigen auf den männlichen Bäumen rezeptiv. Dort funktioniert die mit der Bestäubung gekoppelte Eiablage, da die Eizellen der männlichen Bäume dünner sind. Die nächste Insektengeneration kann sich entwickeln. In der Praxis erfolgt die Bestäubung der Frucht des weiblichen Feigenbaums durch die so genannte Kaprifikation.
Dazu erntet man die Feigen der männlichen Bäume und fädelt sie auf eine Schnur auf. Diese Schnur hängt man dann in den Ästen der weiblichen Bäume auf, da die aus den männlichen Früchten schlüpfenden weiblichen Insekten nicht mehr fliegen.
Ernte
Die Ernte ist denkbar einfach. Bei trockenem Herbstwetter muß man den Boden unter den Feigenbäumen gut säubern und dann warten, bis die luftgetrockneten Früchte von selbst abfallen (10-15 kg pro Baum).
Das Nachtrocknen erfolgt in der Türkei auf Holzrosten die auf dem warmen Boden ausgelegt werden, oder auf Stroh.
Produktion
Eines der größten Probleme bei Feigen, ist der Schimmelpilz Aflatoxin. Dieser hochgiftige Pilz läßt sich unter Schwarzlicht sehr gut erkennen, da er fluorisziert. Durch diesen Effekt können mit Aflatoxin verseuchte Feigen optisch sehr gut erkannt werden.
Beim Abpacken der Feigen gibt es mehrere Aflatoxinkontrollen, die in dunklen Räumen von Arbeiterinnen durchgeführt werden, die jede Feige unter Schwarzlicht betrachten. In der Regel gibt es 3 Kontrollen: Die Eingangskontrolle, wenn die losen Feigen vom Feld in die Fabrik kommen. Die Zwischenkontrolle bevor die Feigen verpackt werden und die Endkontrolle, nachdem die Packungen fertig sind. Da sich der Aflatoxinpilz auch in der geschlossenen Feige aufhalten kann, pieksen die Arbeiterinnen die Feigen auch stichprobenartig mit einem Zahnstocher an.
Nach der Ankunft der Feigen in der Fabrik werden sie mit Salzwasser gewaschen und mit großen Sieben gradiert. Das Salzwasser verhindert die schnelle Verzuckerung der Feigen.
Nährwerte
Nährwerte per 100g getrocknete Feige:
Kalorien | 250 kcal (1.059 kJ) |
Fett | 1,3 g |
Protein / Eiweiß | 3,5 g |
Kohlenhydrate | 55 g |
Mineralstoffe | 2,3 g |
Vitamine | 0,5 mg |
Gradierung
Die Gradierung der Feigen ist von Ursprung zu Ursprung verschieden. Die Türkei hat den größten Marktanteil gefolgt von griechischen und iranischen Feigen. Da sich die griechischen und iranischen Feigen sehr ähneln wird im Folgenden nur auf die türkischen und die iranischen Feigen eingegangen.
Türkei
Die Größen setzen sich wie folgt zusammen:
Nr. | Früchte pro kg |
---|---|
1 | 36/40 |
2 | 41/45 |
3 | 46/50 |
4 | 51/55 |
5 | 56/60 |
6 | 61/65 |
7 | 66/70 |
8 | 71/80 |
9 | 81/100 |
10 | 101/120 |
11 | 121/140 |
Nach der Gradierung werden die Feigen gepackt. Da die Feigen weich sind werden sie in bestimmte Formen gepresst:
Natural | Feige wird nicht geformt |
Protoben | Feigen werden so geformt, dass sie muschelförmig überlappen |
Pulled | Feigen werden zu kleinen Würfeln geformt |
Lerida | Feigen werden flach gedrückt und zu kleinen runden Wagenrädern geformt |
Garland | Leridafeigen werden zu einem Kranz aufgereiht |
Layer | Feigen werden auseinandergerissen und zu Blöcken gepreßt |
Im Iran gibt es nur kleine Feigen. Es wird unterschieden zwischen Softfeigen und harten, meist aufgeplatzten Feigen. Der Durchmesser beträgt zwischen 20 und 28mm.
Die weichen Feigen sind nicht aufgeplatzt. Iranische Feigen sind geschmacklich intensiver als die türkischen Feigen.
Griechische Feigen sind den türkischen von der Größe her ähnlich, ihre Außenhaut ist jedoch wesentlich holziger als die der türkischen Feige.
Iran
Die iranischen, harten Feigen werden durch drei Faktoren klassifiziert:
1) Helligkeit der Feige
2) Öffnung der Feige
3) Größe der Feige
Grade: Select
Farbe: | sehr hell bis weiß |
Öffnung an der Unterseite: | ca. 80 % |
Größe: | weniger als 180 Früchte per kg |
Grade: AA
Farbe: | hellbraun |
Öffnung an der Unterseite: | ca. 50 % |
Größe: | ca. 240 bis 280 Früchte per kg |
Grade: A
Farbe: | bräunlich bis gräulich |
Öffnung an der Unterseite: | ca. 20 % |
Größe: | mehr als 280 Früchte per kg |
Bei den iranischen soften Feigen gibt es keine Artikelunterteilung.